

Mit dem Kriegstagebuch als mein Kompass in der Tasche begebe ich mich auf Spurensuche und reise meinem toten Großvater hinterher. Mit dem Zug geht es von Berlin über Warschau nach Danzig. Dort besuche ich das Museum des zweiten Weltkrieges. Die Erlebnisse von Karl an brutalen Schauplätzen des Krieges stelle ich meinen Erfahrungen im Heute gegenüber:
KARL
Ein paar Sekunden später schlägt die nächste Granate ein. Es entsteht ein Durcheinander, auf der Straße nach links und rechts purzeln die Wagen, Bäume fallen, Pferde laufen durch die Gegend, Kinder schreien, Frauen klagen, Verwundete gibt es. Robert hat nun schon den zweiten Splitter abbekommen. In Eggershütte stehen ein paar Panzer 4, die nehmen die gegenüberliegenden aufs Korn, so sind wir nun mitten im Panzerkampf. Eine nach der anderen schlägt in der Nähe ein. Ich habe schon fast mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber „Gott sei Dank“ ist alles noch gut gegangen. Das war der 7. März 1945.
KATHARINA
So sonnig und ruhig der Vortag war, den ich vor allem im Zug verbrachte, so stürmisch werde ich am darauffolgenden Tag geweckt. Ein lauter Knall reißt mich aus dem Schlaf. Gelbe Blitze zucken durch die hellen Vorhänge, dann erneut ein Krachen. Jetzt sitze ich kerzengerade im Bett. Der Regen prasselt mit voller Wucht gegen die Fensterscheiben, erneut Blitze. Das Unwetter scheint sich direkt über mir zu entladen. Heute will ich ins Museum des zweiten Weltkriegs. Die Weltuntergangsstimmung vor der Tür ist schon mal das passende Wetter. Ich ziehe die Vorhänge zur Seite und luge hinaus. Der Regen ist sintflutartig und das Wasser steht bereits hoch auf der Straße.

